#11 Ich bin eine Waldläuferin - nicht Joggerin.

1. Das ist waldlaufen

Waldlaufen ist nicht Joggen. 

Waldlaufen ist ein Erlebnis für Körper & Geist!

Natürlich ist die "Gangart" mit Laufen dieselbe, ansonsten gibt's in meinem Erleben von Waldlaufen keine weitere Verwandtschaft mit Joggen. Ich begegne beim Waldlaufen Tieren, kurve durch Tannen- und Laubwälder, schreite federnd über Moosbeete, tripple über unebene Pfade mit Wurzeln. Jede Jahreszeit bietet mir ein anderes "Angebot": verschneit-vereist, sau-heiss, feucht-kühl, tierisch-laut, mäuschen-still, modrig-feucht, zart-blumig, windig-frisch. Meine Zusammenfassung: Joggen ist Sport und Waldlaufen ist ein Erlebnis für Körper & Geist.

Hondrichhügel tief verschneit 01/2021

IMpressionen Waldlaufen

Aufs Wort kommt's an

Wie ich Dinge benenne, ist entscheidend. Es macht einen wesentlichen Unterschied auf mein Erleben und meine Motivation.

Eigenerfahrung: Ich habe mir vor ca. 4 Jahren vorgenommen, 2-3 x pro Woche zu Joggen. Nix Grosses, nix Kleines. Dies klappt während den ersten Wochen wunderbar. Ich bin mit mir und meiner Zielerreichung hoch zufrieden. Doch das änderte sich schleichend und ich (er)finde tausendundeine (in Zahlen: 1'001) Ausrede, um nicht die Laufschuhe zu binden.

  • Die Temperaturen: Es ist zu heiss (der Kreislauf) oder zu kalt (meine Lungen!).
  • Die Niederschläge: Es regnet (oje!) oder es schneit (viel zu glatt auf den Waldwegen...).
  • Die Grundstimmungen: zu müde (es war ein sooo harter Tag) oder zu aufgeregt (da brauchst nicht auch noch Bewegung).
  • Die Nähe zum Sofa, zur Badewanne oder zum Bett.
  • Dringendste! administrative Tätigkeiten oder noch besser - Aufräumen.
  • ...

Mach mal einen Punkt.

Woran liegt es wirklich? Woher kommt der Mangel an Motivation? Denn ich weiss, meinem Körper & Geist tut Joggen gut und trotzdem scheitere ich immer wieder mit kreativen Ausreden an meinem Vorhaben.

 

Kann's am Wort "Joggerin" liegen? 

Das Wort Joggerin oder Joggen löst in mir weder Freude noch Motivation aus, im Gegenteilt. Es erscheint ein inneres Bild von angestrengten und verzerrten roten Gesichtern, keuchend und vor allem mit wenig Freude am Tun.

Lösung: Ich bin eine Waldläuferin

Jetzt nenn ich das Ding "Waldläuferin" und es löst andere innere Bilder aus. Bilder einer Frau, die leichtfüssig durch den Wald streift, Tiere beobachten kann, die kühle Frische geniesst, sich frei fühlt etc. Dieses innere Bild führt dazu, dass sich meine Laufschuhe von selbst an meine Füsse schnüren. Ich bin motiviert, mich als Waldläufen zu erleben. Der Körper ist gestärkt und der Geist erfrischt.

Damit du mich aber richtig verstehst: ich laufe genau dieselben Strecken, mit derselben Ausrüstung etc. Alles bleibt gleich, nur die Benennung ist anders und  mit der Benennung mein ganzes Erleben. So einfach geht das.

was steckt dahinter?

Das Geheimnis: Ich erzeuge mein Erleben selbst - ich gestalte meine Wirklichkeit. Dafür stehen mir unterschiedliche Elemente zur Verfügung. Beispielsweise wie ich die Dinge benenne (Waldlaufen oder eben Joggen) oder bewerte (Joggen = angestrengtes, keuchendes Vorwärtsbewegen oder eben Waldlaufen). Dieses Benennen und die dazugehörige Bewertung lösen in mir andere innere Bilder aus, diese sind für mich motivierend oder eben nicht. Sprich, ich erzeuge mein Erleben oder eben meine Wirklichkeit. Manchmal tu ich dies mit voller Absicht, manchmal auch unwillkürlich, wie mein Beispiel zeigt. Ich habe mich unbedacht Joggerin genannt und mein Vorhaben funktionierte nicht. Ich habe diesen Vorgang weder willkürlich gesteuert, noch habe ich den Prozess bewusst wahrgenommen - "es" hat mich gesteuert. Dann nannte ich es "Waldlaufen" und nun schnüren sich meine Waldlaufschuhe von selbst an die Füsse. Die Benennung hat ein anderes Erleben in meinem Inneren erzeugt. Dieses Erleben, welches verknüpft ist mit dem Wort "Waldläuferin", ist sehr motivierend und positiv bewertet. 

 

Einen Input zu diesem "es": Ich wollte joggen gehen aber "es" hinderte mich daran. "Es", das sind unwillkürliche & unbewusste Prozesse, die zu einem sehr hohen Anteil unser Handeln beeinflussen. Still, heimlich und unheimlich machtvoll. Eine gezielte Beeinflussung dieser unwillkürlichen unbewussten Prozesse sind ein Schlüssel für Verhaltensveränderungen oder eben das erzeugen von neuem Erleben. Das Glas wird halb voll anstelle halb leer... und ich werde zur Waldläuferin.

 

Waldlaufen ist auch outdoorcoaching

Waldlaufen ist mein wöchentliches Outdoorcoaching oder Naturcoaching.

Outdoorcoaching kann vieles sein, unter anderem ist die Natur meine Lehrmeisterin.

Sie zeigt mir auf eine sehr einfache Weise, wie das Leben funktioniert, indem sie Erkenntnisse erfahrbar macht.

WAS IST OUTDOORCOCHING SONST NOCH?

Auf den Punkt gebracht: Dein Coaching findet draussen statt anstelle in einem geschlossenen Raum. Die Freude an der Bewegung oder zumindest der Wunsch nach Bewegung ist die einzige Voraussetzung. Der Rest klären wir individuell. 

Mehr dazu: lies meinen Blog "#3 Outdoorcoaching" - hier gehts lang.

WAS KANN OUTDOORCOACHNG SONST NOCH?

In diesem Beispiel zeigt mir die Natur, dass sie meine Lehrmeisterin ist. Und meine Erkenntnis wird auf eine sehr einfache Weise erlebbar.

Ich habe weitere Erfahrungen mit Outdoorcoaching gemacht:

  • Mein Körper ist in Bewegung, dadurch sind auch meine Gedanken und Emotionen im Fluss.
  • Ich bin in einer "neuen" Umgebung, welche neue Gedanken oder Emotionen zulässt.
  • Ein "Draussen-Erlebnis" kann mein inneres Erleben widerspiegeln: auf eine unverwechselbare Art.
  • Die Natur/ die Berge sind eine Quelle der Kraft & Ruhe und unterstützen mich auf meinem Weg. 
  • Die Möglichkeit eine körperliche Grenzerfahrung zu machen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Tom (Freitag, 26 November 2021 07:39)

    Liebe Sandra
    Ich bin ein passionierter Bergläufer. Trotzdem habe mit dem hochdeutschen Wort ‚laufen‘ Identifikationsschwierigjeiten. Ich ‚seckle‘. Und nein ich ‚jogge‘ auch nicht. Ich verbinde mit joggen nicht die gleichen Emotionen wie eben mit ‚seckle‘. Wir geben Wörtern einr Bedeutung und unsere Bedeutungsgebung gibt uns Halt. Danke für den schönen Beitrag. Und weiterhin viel Freude im Wald.
    Liebe Grüsse, Tom